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19.06.2024

Pressebericht

Katastrophenzimmer für das Ärztehaus in Bretten

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Bretten bekommt vier Katastrophenzimmer im Ärztehaus bei der Rechbergklinik.

Ebola, Pest oder andere Seuchen: Menschen mit hochinfektiösen Krankheiten sollen in Bretten künftig bestmöglich versorgt werden. Und zwar, ohne, dass sich die Pflegenden oder andere Menschen dabei anstecken. In Gesprächen mit Alt-Oberbürgermeister Paul Metzger und mit Südbau-Geschäftsführer Markus Vierling ist nach Worten von Ivanka Pavlovic die Idee gereift. Möglich werden soll das in vier sogenannten Katastrophenzimmern. Diese baut die Firma Südbau derzeit im Ärztehaus auf dem Rechberg neben der RKH-Klinik.

Betreiber wird das Pflegedienst-Unternehmen CCC Care Concept Company mit Sitz in Starnberg/Bayern. CCC steigt als Großmieter mit einer Fläche von mehr als 1.740 Quadratmetern im Ärztehaus ein. Zunächst einmal als Intensivpflegedienst für Menschen, die künstlich beatmet werden. Kommt es aber zu tödlichen Seuchen, sperrt CCC einen Teil ab. Diesen wandelt das Unternehmen in vier Katastrophenzimmer um. Was es damit auf sich hat, erklärt die frühere Eigentümerin und heutige Beraterin Ivanka Pavlovic.

"Wichtig ist, dass man den Bereich trennen kann", sagt sie. Pflegekräfte und Ärzte kommen deshalb nur über eine Schleuse hinein. Alle Räume haben eigene Nasszellen und Extra-Schränke für Medikamente. Außerdem einen Bereich zum Umziehen, Desinfizieren und für die Abfallentsorgung. "Ich hoffe, dass wir die Katastrophenzimmer nie brauchen", sagt Pavlovic. "Aber dass wir in Bretten die Möglichkeit haben, ist eine Rarität."

Solange sich keine gefährlichen Krankheiten ausbreiten, nutzt CCC die vier potenziellen Katastrophenzimmer, genau wie die übrigen sieben Räume, als Pflegezimmer. Eines davon baut Südbau zum Schwerlastzimmer mit breiter Türe, extra stabilem Bett und gepolstertem Boden aus. Pavlovic spricht allerdings nicht von Pflegezimmern, sondern von einem "Entwöhnungszentrum". Oder auf Englisch "Weaning". Denn oberstes
Ziel sei, die Patienten von der künstlichen Beatmung wegzubekommen. Entsprechend nehme das Zentrum nur Menschen auf, bei denen das potenziell möglich ist.

"Wir haben bemerkt, dass viele Patienten nicht 24 Stunden am Tag an Schläuchen hängen müssen", sagt Pavlovic. Weniger Beatmung sei beispielsweise oft möglich bei Menschen, die im Wachkoma liegen oder an COPD erkrankt sind. Das Weaning entlaste die Krankenkassen, sagt sie. Vor allem aber schenke das den Patienten Lebensqualität. "Wenn wir es schaffen, sie vier Stunden von den Geräten zu befreien, ist das ein riesiger Gewinn." Um die Patienten zu entwöhnen, minimieren Ärzte und Pfleger über Wochen peu á peu das Druckvolumen, erklärt Pavlovic. Währenddessen stünden die Menschen unter ständiger Beobachtung. Dafür sind rund um die Uhr ein Arzt und examinierte Pflegekräfte vor Ort. Eine Pflegekraft versorgt rechnerisch 2,5 Patienten. Nach Angaben von Pavlovic ist das der beste Pflegeschlüssel, der in Deutschland überhaupt möglich ist.

"Wenn das Weaning klappt, sind alle begeistert", sagt Pavlovic. Und wenn nicht, gebe es zwei Möglichkeiten. Entweder, die Patienten gehen in die häusliche Pflege oder sie ziehen im Ärztehaus ein Stockwerk höher. "Den Patienten, die es nach zwei Monaten nicht schaffen, bieten wir einen Platz in der Wohngemeinschaft in der dritten Etage." In der zweiten Etage bekommen die Mitarbeiter einen Bereich, sagt Pavlovic.

Neben den üblichen Sanitär- und Umkleideräumen soll es unter anderem ein Konferenzzimmer, eine Küche, einen Fitnessraum und einen geräuschlosen Tischkicker geben. "Wenn die Menschen spielen und sich bewegen, sind sie ausgeglichener, als wenn sie sich nur mit Schmerz und Blut befassen." Zwei Zimmer sind für Angehörige reserviert.

Auszug BNN, 15.6.2024 / C. Dederichs

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