Hallenrealisierung in Bruchsal. Südbau GmbH und Schleicher Architektur realisieren Hallenerweiterung bei John Deere in Bruchsal.
John Deere: Wofür investiert der US-Traktorhersteller 40 Millionen Euro in Bruchsal?
Mit steigenden Zinsen und vollen Getreidespeichern sinkt die Nachfrage nach neuen Traktoren auf Vor-Corona-Niveau. Bei John Deere in Bruchsal ist man trotzdem optimistisch.
Dicke schwarze Rauchwolken sorgen im November für einen Großeinsatz der Feuerwehr Bruchsal: Bei Dacharbeiten im neuen Versandbereich von John Deere in Bruchsal geraten Dämmmaterialien in Brand. „Der Brand hat uns sechs bis acht Wochen zurückgeworfen“, erzählt jetzt, fünf Monate später, Matthias Steiner bei der offiziellen Eröffnung.
Steiner ist seit September Nachfolger von Wolfgang Voß und leitet eines der großen Ersatzteilzentren des US-Landmaschinenherstellers. Vom Standort in Bruchsal mit seinen 350.000 unterschiedlichen Ersatzteilen werden Vertriebspartner in mehr als 90 Ländern in Europa, Afrika und Asien beliefert.
Damit das in Zukunft auch so bleibt, investiert der US-Konzern weitere 40 Millionen Euro in den Standort Bruchsal. Den gibt es seit 1983 mit zahlreichen Erweiterungen auf dem 63 Hektar großen Campus.
Während in anderen Firmen Kurzarbeit wieder ein Thema ist, haben die 1.500 Mitarbeiter (inklusive Zeitarbeitskräfte und Azubis) noch zu tun. 2022 wurden 40.000 Traktorkabinen für die Standorte in Mannheim und Zweibrücken montiert. Anfang 2023 waren es täglich 200.
Diese Zahlen werden 2024 aber nicht mehr erreicht. Genaue Angaben wollte Werksleiter Sven Künstler nicht machen. Mit dem Betriebsrat soll eine neue Betriebsvereinbarung unterschrieben werden. Dabei soll die Stammbelegschaft unverändert bleiben. Weniger Mitarbeiter wird es mit Zeitarbeitsverträgen geben.
Nach drei fetten Jahren sinke mit steigenden Zinsen und vollen Getreidespeichern die Nachfrage nach neuen Traktoren, Mähdreschern und anderen Ackergeräten auf das Vor-Corona-Niveau, so Matthias Steiner. Im Gegenzug steigt der Bedarf an Ersatzteilen. Bei John Deere am Standort Bruchsal denkt man antizyklisch und auch langfristig.
Die Nachfrage nach Lebensmitteln werde mit wachsender Weltbevölkerung weiter steigen. Zwölf Millionen Euro fließen deshalb in die Erweiterung des europäischen Ersatzteillagers. Die Docks für die Lkw-Anlieferung werden um 13 auf nun 30 erhöht. 5.000 Quadratmeter mehr Platz vor und in dem erdbraunen Anbau gibt es, um Abläufe zu optimieren.
Mehr Arbeitssicherheit durch Anti-Rollsysteme beim Beladen
So soll sichergestellt werden, dass die Kunden so spät wie möglich Ersatzteile bestellen können, damit sie trotzdem am nächsten Morgen vor Ort sind, erzählt Daniel Boldt, der für die Versandhalle verantwortlich ist. Nach der Inbetriebnahme wird der alte Versandbereich saniert.
Auch das Thema Arbeitssicherheit ist mit zunehmendem Fachkräftemangel ein wichtiges Thema: Anti-Rollsysteme im Boden sollen verhindern, dass ein Lkw beim Ladevorgang wegrollt und dadurch etwa ein Gabelstapler-Fahrer von der Laderampe kippt, so Boldt.
28 Millionen Euro für neue Schweißerei in Bruchsal
Neben der Erweiterung im Ersatzteillager investiert John Deere weitere 28 Millionen Euro in eine neue Schweißerei für die Kabinenproduktion. Derzeit werden die Maschinen installiert und eingerichtet, erklärt Werksleiter Sven Künstler. Auf 6.000 Quadratmetern wird modernste Schweißtechnologie zum Einsatz kommen. Vieles funktioniert dabei vollautomatisch.
„Die Maschinen können innerhalb von zehn Minuten von einem auf den anderen Serientyp umgerüstet werden“, so Künstler. So könne man flexibler auf die Nachfrage reagieren. Die Kapazität der Schweißerei soll sich dadurch um 25 Prozent erhöhen. Noch Ende 2024 soll die neue Schweißerei voll in Betrieb gehen.
BNN Bruchsal, 9.4.24 / Fr. Schaub