Öffentliche Hand gefragt /
Vier Fragen zu bezahlbarem Wohnraum
Ulrich Wickenheißer, Gesellschafter und Geschäftsführer der Brettener Südbau Ing. Gesellschaft, über die
Schwierigkeiten, günstigen Wohnraum zu bauen.
Woran liegt es, dass der soziale Wohnungsbau nicht so richtig in die Gänge kommt?
Wickenheisser: Meines Erachtens ist er für Privatinvestoren zu unattraktiv und daher von Investitionen der
öffentlichen Hand und deren reglementierten Budgets hierfür abhängig.
Wo liegen die Hürden und Schwierigkeiten für die Investoren?
Wickenheisser: Einerseits können Wohnungen mit Mietpreisbindung kaum günstiger gebaut werden als
ungebundene. Denn die stets steigenden Anforderungen durch Richtlinien und zur Energieeinsparung müssen hier
ebenso eingehalten werden. Andererseits werden Mietpreisabsenkungen um 20 bis 40 Prozent unter die ortsübliche
Vergleichsmiete zwar vom Land mit Zinsverbilligung oder Zuschüssen gefördert. Aber die meisten Investoren,
gerade große Kapitalsammelstellen wie Versicherungen, Pensionskassen und Fonds, benötigen gar keinen Zuschuss
oder Darlehen, sondern müssen das sowieso vorhandene Kapital ihrer Beitragszahler renditebringend anlegen.
Mit welcher Konsequenz?
Wickenheisser: Nach Beispielrechnungen von uns schmilzt die Mietrendite bei geförderten Wohnungen trotz
des Zuschusses auf ein Niveau, das gerade noch Verwaltungskosten sowie Ausfall- und Instandhaltungsrücklagen
abdeckt. Der sehr günstige Zins für Baudarlehen und damit einhergehend der Verzinsungsnotstand alternativer
Finanzanlagen wirken sich zudem preistreibend auf die Immobilienbranche und damit auch auf den sozialen
Wohnungsbau aus. Auch verknappen wegen des starken Zuzugs in unsere begehrte Region die
Grundstücksressourcen. Für die erwähnte Mietpreisbindung notwendige günstigere Grundstücke sind daher selbst
in bisher unattraktiveren Lagen kaum mehr zu erhalten.
Was müsste passieren, dass doch auf absehbare Zeit Wohnraum für weniger Begüterte entsteht?
Wickenheisser: Sofern sich die Baurichtlinien für den sozialen Wohnungsbau und die erwähnten
Marktbedingungen nicht verändern, sehe ich diese Bewältigung leider weiterhin in öffentlicher Hand und deren
Haushalten. Die Möglichkeiten gehen hierbei über kommunale Immobiliengesellschaften bis zur direkten
zusätzlichen Aufstockung der Landesförderung, wie es etwa die Stadt Bretten anbietet.
Quelle: BNN 13.02.2020